Wenn am Wochenende in Rhade die Feiern zum 100-jährigen Bestehen des Löschzugs beginnen, dann ist einer sozusagen doppelt dabei: Michael Heidermann (39) ist der Mannschaft nicht nur als Unterbrandmeister verbunden, sondern konzentriert auch seinen Spaß am Modellbau auf rote Blaulichtautos.
Seine Leidenschaft für die große Feuerwehr ist allerdings die ältere, schon seit Kindertagen. 1994, nach dem Zivildienst, trat Heidermann dem Löschzug Lembeck bei. Als er 1999 seine Frau Tanja heiratete und nach Rhade zog, wechselte er auch in die neue Mannschaft.
Dienst in der freiwilligen Feuerwehr, das ist für den Schreiner mehr als ein Hobby. „Teamgeist wird bei uns groß geschrieben. Und ich möchte anderen Menschen helfen. Wenn ich nachts ‘raus muss zu einem Einsatz, dann weiß ich hinterher, man hat etwas geleistet.“
Dass der Dienst für andere gefährlich ist, dass er auch der Seele etwas abverlangt: Das weiß Heidermann nach zwanzig Jahren. „Die Angst fährt immer mit“, sagt er. Kurz vor der Hochzeit rückte sein Team aus zu einem Feuer am Stuvenberg. Heidermann gehörte zum ersten Trupp, der in die brennende Wohnung vordringen musste.
Gemeinsam mit Kameraden holte er den Bewohner aus dem Inferno. „Wir haben ihn rausgezogen. Er war schwer verletzt. Aber gerettet.“ Heidermann selbst hat sich bei dem Einsatz ein Ohr fürchterlich verbrannt. Heute lacht er darüber. „Dank guter Behandlung durch unseren Dorfarzt Dr. Friedrich Carl Heine war später auf den Hochzeitsfotos nichts mehr davon zu sehen.“
Dafür gelang dem gebürtigen Lembecker in Rhader Diensten ein Kunststück, das zwischen den Dörfern nicht selbstverständlich ist: Zur Hochzeit des Kameraden trat die Rhader Wehr geschlossen auf dem Lembecker Kirchplatz an. Merke: Der Teamgeist überwindet im Dorstener Norden auch die A31.
Der Spaß an Feuerwehr-Modellen fing langsam an. Einige erste Autos kaufte Michael Heidermann als Wohnungsdeko. Bei einem Besuch in Hamburg spendierte seine Frau Tanja ihm dann den Eintritt ins Modellbauwunderland in der Speicherstadt. Der Feuerwehrmann – der Kalauer sei erlaubt – fing Feuer für die Miniwelten. „Da hab’ ich gedacht, fängste doch selber mal an zu bauen.“
2003 baute er das Rhader Gerätehaus nach der ersten Erweiterung als Modell im Eisenbahnmaßstab 1:87. Das aktuelle, abermals vergrößerte soll folgen. Natürlich inklusive aller Fahrzeuge im Minimaß.
Mittlerweile füllen Autosammlung (darunter auch zwei Fahrzeuge mit Dorstener Stadtwappen) und eine große Feuerwache samt Straßenzug einen Kellerraum. Hier feilt Michael Heidermann unter einer beleuchteten Lupe an kleinsten Teilen, setzt sie zu Häusern und Szenerien zusammen. Sein neuestes Projekt: Er will realistische Einsätze als Modell nachbilden: Personenrettung aus einem Haus, Autounfall, die Suche nach einer Schlange im Park. Die plastischen Bilder sollen später ausgestellt werden.
Und was sagt seine Familie zu dem detailverliebten Tüftlerhobby? Michael Heidermann lacht. „Sagen wir mal so: Meine Frau weiß zumindest immer, wo ich bin. Und mein Sohn hat auch Spaß daran. Der hilft mir . . .“



