„Wir haben einen guten Ruf“, meinte Alexander Stroick vor dem Neujahrskonzert der Schützenkapelle Rhade. Der Blick in die ausverkaufte Sporthalle bewies: Das war schön tief gestapelt.
Jugend- und Hauptorchester nutzten den Sonntagabend, um sich zu präsentieren. „Sie sollen sich wohlfühlen und wir machen die Musik dazu“, versprach eingangs Vorsitzender Ingo Hinzmann. Er entschuldigte zugleich den Bürgermeister, der noch im „selbstfinanzierten Urlaub“ weilte.
Schon im vorigen Frühjahr suchte Dirigent Christoph Weigel die Werke aus, im Sommer gab’s die ersten Proben und im letzten Quartal des Vorjahrs ein Wochenende für das intensive Üben. „Dann sind keine Änderungen am Programm mehr möglich“, verriet Pressesprecher Stroick.
Mit der Auswahl lagen die Interpreten aber offenbar richtig: Die Jugend (das Orchester zählt je nach Besetzung zwischen 30 und 35 Akteure) machte mit dem vermeintlich drögen „Des großen Kurfürsten Reitermarsch“ von Cuno Graf von Moltke den Auftakt. Doch Moderatorin Claudia Soggeberg verriet, dass der scheinbar „uncoole“ Komponist weiland mit einer homosexuellen Affäre für einen riesigen Skandal sorgte.
Der jüngste Beitrag folgte: „Viva la Vida“ der Gruppe Coldplay. Dabei bewiesen die Interpreten unter Leitung von Jörg Pelzer, dass Blaskapellen mit moderner Musik bestens zurecht kommen.
Das Hauptorchester mit seinen fast 60 Aktiven schloss sich an. „Das ist alles sehr anspruchsvoll“ beschrieb Stroick die Aufgabe der Kapelle, aber einige Kompositionen ragten doch heraus. So holte „Chan Chan“ die Karibik ins Münsterland. Nach Kuba ging dann die Reise. Michael Elvermann, den es als Profimusiker dorthin zog, brachte dieses Werk mit. Und mit „Ich gehör’ nur mir“ wagte die Kapelle eine Premiere. Sie begleitete nämlich Sängerin Alina Baukholt; diese neue Kombination überzeugte das Publikum sehr.
Und den unverwüstlichen Klassiker „In the Mood“ von Joe Garland, Glenn Miller macht ihn unsterblich, servierten die Rhader ebenso frisch wie intensiv. Denn den Gastgebern ist es bei ihren Neujahrskonzerten (sie steuern auf das Zehnjährige zu) stets wichtig, einen möglichst bunten Programm-Mix zu spielen.
Musikalischen Nachwuchs zu gewinnen, ist für die Kapelle kein Problem, im Gegenteil. „90 Schüler sind in der Ausbildung“, betonte Stroick. Der Trompeter gehört seit 15 Jahren dem Ensemble an.
Die Laufbahn vom Vor- über das Jugend- ins Hauptorchester sei inzwischen „der Klassiker“. Dass Erwachsene auf die Kapelle zukommen, um mitzumusizieren, sei dagegen die Ausnahme. Stroick generell: „Das Interesse ist da.“


