Rhade. Mit den sogenannten Katzenpfötchen, also ganz sanft, stimmt das Klavier den wohl originellsten Klassiker der „Comedian Harmonists“ an: „Mein kleiner grüner Kaktus“ erheitert das voll besetzte Carola Martius-Haus in Rhade und der fröhliche Gesang ist der Ausdruck der Freude über den Besuch der Freunde, die aus Ghana in Rhade zu Besuch sind.
„Pfarrer Peter Dakurah und die Krankenschwester Theresa Dery waren überrascht, mit wie vielen Rhadern sie an diesem offenen Singen teilnehmen können. Wir freuen uns über die Resonanz und die zeigt uns, dass unsere Partnerschaft mit dem Dorf Hamide lebt und hier in der Gemeinde längst angekommen ist“, sagt Wilfried Plemper, der sich für diesen Austausch engagiert und selbst schon im ärmlichen Norden der ehemals britischen Kolonie Ghana weilte.
„Wer Ghana verstehen will, der muss wissen, dass es dort zwei Welten gibt. Da ist der vergleichsweise wohlhabende Süden, in dem quasi der Rubel rollt. Der Norden ist arm und versandet. Die Menschen, die dort leben, verlassen die Gegend trotz einer guten Ausbildung, um im Süden ihr Glück zu versuchen.“
Das verschärft die Probleme des Südens und lässt den Norden noch mehr veröden“, weiß Wilfried Plemper zu berichten. Aus diesem Grunde richtet sich das Engagement der Rhader genau an die Menschen, die dort wohnen. Die Idee zu dieser Partnerschaft hatte der Rhader Pfarrer Heinz Bruder aus seiner Ursprungsgemeinde in Stadtlohn quasi nach Rhade importiert.
„Afrika ist für uns westliche Menschen eigentlich nur auf zwei Arten zu begreifen: Entweder verliebt man sich in Land und Leute, oder man flieht. Ich habe mich verliebt und Afrika fasziniert mich“, gesteht der 62-jährige Wilfried Plemper, der sich natürlich auch freut, dass er jetzt mit der Gemeinde den Gästen aus Ghana die Schönheiten unserer Region vorstellen kann. „Das Singen ist hier nur der Auftakt. Die Vereine und Verbände in dieser Gemeinde geben sich allesamt die größte Mühe, den Gästen etwas zu bieten“, sagt Plemper, der sich schon jetzt auf das Highlight der Sightseeing-Tour freut.
„Wir werden mit Pfarrer Dakurah und Schwester Dery nach Berlin reisen und ihnen den sicher reizvollen Unterschied zwischen der Beschaulichkeit Rhades und der hektischen Betriebsamkeit der Hauptstadt zeigen“, sagt Plemper. Allerdings geht man in Rhade nicht nur in der Partnerschaft und den Besuchen neue Wege, sondern sucht auch nach Methoden, die Infrastruktur im Norden zu verbessern. „Zuschüsse für irgendwelche Projekte gibt es nicht, aber wir wollen ein Mädchen-Wohnhaus für ein Schulprojekt im Norden des Landes fördern. Da gehen wir jetzt neue Wege mit einer niederländischen Stiftung, in die wir uns mit einbringen wollen und so zu unserem Ziel kommen wollen. Gerade für Mädchen und Frauen ist die Situation auch in Ghana längst nicht so, wie sie es bei uns ist. Wir wollen so sanfte Anstöße zur Emanzipation liefern. Das ist übrigens auch ein Grund dafür, dass wir sehr froh sind, dass mit Theresa Dery eine Frau bei uns zu Gast ist. Frau Dery ist ausgebildete Krankenschwester und hat so viele Kontakte“, weiß Plemper. Plemper hat noch viele Themen, über die er gerne sprechen würde, aber er muss an diesem Samstag auch mit der Gemeinde singen.
„Jetzt geht es mit „Es waren zwei Königskinder“ im Programm weiter. Das sind 23 Strophen und die Ghana-Gäste lieben unsere Volksweisen“, sagt Plemper und stimmt in den Gesang ein.