Tor zum Münsterland, Brücke ins Ruhrgebiet

Rhades U17 ist bundesligareif

Mit dem Begriff Bundesliga verbindet man Dortmund und Schalke, Partien vor tausenden von Zuschauern, das große Geld. Jetzt aber schickt sich ein kleines Dorf an der Grenze zum Münsterland an, die altbekannte Hierarchie der Proficlubs zu durchbrechen. Rhades U17-Fußballerinnen wollen in der kommenden Saison in die neue B-Juniorinnen-Bundesliga.

Die Qualifikation wäre ein Novum nicht nur für den Verein, sondern auch für die Fußball-Landschaft in Dorsten, denn: In knapp einhundert Jahren Fußball hat die Lippestadt noch keinen Bundesligafußball gesehen. Der Kreis, in dem sich Orangenen ab dem kommenden Sommer bewegen würden, ist so hochkarätig wie bekannt: Neben dem FCR 2001 Duisburg und dem FSV Gütersloh 2009 steht auch die SG Essen-Schönebeck bereits als eines von zehn Teams der neuen Spielklasse fest. Die Rhaderinnen dagegen müssen sich noch sportlich qualifizieren (siehe Zweittext), auch strukturelle und formelle Hürden warten auf den Verein vom Dahlenkamp.

An die 100 Seiten umfassen die Zulassungsbestimmung des DFB zur neuen Liga und reichen von der Platzanlage bis zur Gesundheit der Spielerinnen. „Wir hatten einiges zu lesen“, sagt Dieter Müssner und muss lachen. Der Abteilungsleiter der Mädchen- und Frauenabteilung schultert momentan die Last der formellen Zulassung und ist guter Dinger. Ein erster Unterlagenberg aus Rhade ging fristgerecht am zweiten Mai beim DFB in Frankfurt ein. Wichtigster Punkt dabei: Ein Ausweichplatz mit Kunstrasen. „Wir haben uns dabei an den SV Altendorf gewandt und gute Gespräche geführt. Das OK von Geschäftsführer Michael Winkel kam schnell“, freut sich Müssner über die Kooperation.

Eine weitere Frist für Unterlagen am zweiten Juli ist für die Rhader von ebenso großer Bedeutung. Die Liste von Voraussetzung zielt in erster Linie auf Gesundheit und Fitness der Spielerinnen, auch hier kann der Abteilungsleiter positives Feedback geben. „Wir haben mit Dr. med. Marco Landwehr (Anm. d. Red.: unter anderem Arzt des Basketball-ProB Teams BSV Wulfen) und Physiotherapeut Helmut Moscheik zwei erfahrene Experten gewinnen können, auch vor dem Leistungscheck des DFB haben wir keine Angst“, bilanziert Dieter Müssner. Ein Konzept für die Unterbringung weit entfernter Fußballerinnen ist ebenfalls ausgearbeitet, mit Christian Dobbrunz haben die Rhader außerdem den geforderten C-Lizenz-Trainer.

Auch finanziell lohnt sich die Bundesliga. Müssen die Rhader in der Regionalliga momentan noch Reisekosten etwa nach Gladbach, Gütersloh, Köln oder Aachen selbst bezahlen, würde in Zukunft der DFB übernehmen. Eventuelle Übernachtungskosten bei Aufenthalten inklusive. Auch beim Leistungscheck springt der Fußballbund mit bis zu 100 Euro pro Spielerin ein. „Für einen kleinen Verein wie Rhade ist so etwas natürlich eine Menge Geld und ein großer Faktor. Die Qualifikation in diesem Jahr wäre lukrativ“, weiß Müssner.

Insgesamt ist Rhades Mädchenfußballmotor guter Dinge, alle Steine bis zum Stichtag am zweiten Juli aus dem Weg räumen zu können und hofft auf den sportlichen Erfolg in der anstehenden Qualifikationsrunde. „Wir haben dieses Jahr eine vielleicht einmalige Chance und wollen sie wahrnehmen. Es wäre das I-Tüpfelchen einer bisher schon überragenden Saison,“ sagt der Abteilungsleiter nicht ohne Stolz und fügt fragend hinzu: „Wer kann schon von sich behaupten, als Gründungsmitglieder der neuen Bundesliga in die Geschichtsbücher des Verbandes eingetragen zu werden?“

Hoffen auf das Losglück

Die gute Nachricht flatterte am Dienstag in das Postfach des FC Rhade: Gleich zwei Vereine haben nicht für die Qualifikationsrunden zur Bundesliga gemeldet, im komplizierten Modus hat der FC Rhade deswegen nur noch zwei Partien zu überstehen. Als feststehender Zehnter der aktuellen Regionalligasaison hätten die Grün-Schwarzen eigentlich in Runde eins gegen die Meister vom Nieder- bzw. Mittelrhein sowie aus Westfalen um den Einzug in die zweite Runde spielen müssen. Da aber der Regionalligazwölfte Coesfeld ebenso wenig wie der Meister vom Mittelrhein gemeldet hat, rutschen die Rhader automatisch in Runde zwei. Dort warten in Hin- (9./10. Juni) und Rückspielen (13. Juni) die Regionalligisten Bochum, Leverkusen und die Wunschgegner Herford sowie Lütgendortmund. Die Auslosung dafür findet am Montag, 14. Mai, in Duisburg statt.

Bastian Rosenkranz