Tor zum Münsterland, Brücke ins Ruhrgebiet

Störche kommen diesmal wohl später

Glücklich der, der diese frostigen Tage in warmen Gefilden verbringen kann. Deswegen geht Alois Kottmann davon aus, dass unsere heimischen Storchenpaare Werner und Luise (Hervest) sowie Ludger und Agnes (Rhade) in diesem Jahr länger als sonst im Süden bleiben.

Erst „Ende Februar, Anfang März“, so glaubt der Leiter der Biologischen Station in Lembeck, werden die Adebare wieder zurück in die hiesigen Horste kommen. „Derzeit gibt es wegen des eisigen Wetters einfach zu wenig Futter für die Tiere, keine Käfer, keine Raupen oder andere Kleintiere.“
Wieder kehrt gemacht
Aber woher wissen es eigentlich unsere Störche, die gut 2000 Kilometer von Dorsten entfernt ihr Winterquartier aufgeschlagen haben, dass es in ihrer Heimat so derart kalt ist? „Es könnte durchaus sein, dass sie auf einer Rückweg-Etappe in eine Kaltfront geflogen und daraufhin wieder kehrt gemacht haben“, so Kottmann.
Aus diesem Grund gehören wohl auch die vier Störche, die vor zwei Wochen in Rhade gesichtet worden sind und immer noch über Wessendorf fliegen, nicht zu den Zug-, sondern zu den Futterstörchen. „Wahrscheinlich sind es welche von denen, die den Winter auf dem Prickingshof von Bauer Ewald in Haltern verbringen.“
Durchmischung nicht erwünscht 
Dort werden um die 20 Störche die kalten Monate hindurch durchgefüttert – was Hermann Kottmann nicht allzu gerne sieht. Denn: „Eine Durchmischung von Zug- und Futterstörchen ist aus naturschutzpolitischen Gründen eigentlich nicht erwünscht.“
Wie der Leiter der Biologischen Station mitteilt, plant der Heimatverein in Rhade einen zweiten Horst aufzustellen, um nebenan ein weiteres Storchenpaar im Dorstener Norden anzusiedeln. Denn das Nest liegt inmitten von Feuchtgebieten, ideal also für die Aufzucht von Nachwuchs. Wie das Vorjahr bewies: Kaum hatten Ludger und Agnes in ihrem ersten Jahr in Rhade genistet, da entschlüpften ein paar Wochen später bereits die beiden Jungstörche Johannes und Hildegard.
Nachbar verjagt
„Ein zweites Nest muss aber nicht zwangsläufig zur Ansiedlung eines weiteres Paares führen“, so Hermann Kottmann und führt als Beispiel die Vorkommnisse im Hervester Bruch aus dem Vorjahr ins Feld. Damals hatten Werner und Luise einen Storch, der ihr Nachbar werden wollte, kurzerhand fortgejagt. Allerdings zeigen viele Standorte im Osten Deutschlands, dass es durchaus ein gutes Storchen-Miteinander auf engem Raum geben kann: „Da sind Horste auch nur 20, 30 Meter auseinander.“
Ein drittes Storchennest in Hervest wird es vorerst nicht geben, aber andere Baumaßnahmen. Noch in diesem Monat sollen die ersten Arbeiten für das neue „Lenkungskonzept“ beginnen, das die Besucherströme in dem Naturschutzgebiet in geordnete Bahnen lenken soll. Ein neuer Parkplatz, Beobachtungskanzeln, neue Verkehrswege mit einem Eingangstor sind geplant, noch vor der Brutzeit soll alles fertig werden.

Die Tatsache, dass im vergangenen Herbst mehr als 40 Jungstörche aus anderen Gegenden auf dem Weg nach Spanien sich in Dorsten zu ihren hier grasenden Artgenossen gesellten, könnte durchaus für weiteren Störche-Zuwachs sorgen. „Die Tiere haben eine große Merkfähigkeit“, sagt Hermann Kottmann. Vielleicht beeinflusst der Umstand, dass sie hier leckere Nahrung gefunden haben, ihre Wahl für ihr künftiges Zuhause.

Von Michael Klein