Bürgerforum Rhade – Von der Idee, Rhade lebenswert zu erhalten
Bürgerforum Rhade – Von der Idee, Rhade lebenswert zu erhalten
Es war schon eine regelrechte Aufbruchstimmung zu spüren, als auf Initiative des Bürgermeisters, Tobias Stockhoff, sich im August 2015 mehr als 70 Rhader Bürgerinnen und Bürger - Vertreter von Vereinen und Interessengruppen, der beiden politischen Rhader Ortsgruppen und auch Personen mit individuellem Interesse – den Beschluss fassten, eine Rhade-Konferenz als „Stimme der Bürgerschaft“ ins Leben zu rufen.
Viele Jahre hatte es keine eigenständige politische Beteiligung der Rhader an Beschlüssen der Stadt Dorsten gegeben. Nach der kommunalen Neuordnung der Stadt Dorsten 1975 noch mit viel Enthusiasmus und Eifer gestartet, waren die nach politischem Wahlmandat ausgerichteten, nicht öffentlichen Bezirksausschüsse – für Rhade der Bezirksausschuss Lembeck/Rhade – aus Sicht der damaligen Stadtverwaltung eher Kostenfaktor denn förderlich und wurden durch Beschluss des Stadtrates 1998 aufgelöst.
Schon 2013 zeigte sich mit Verabschiedung des „Rhader Rahmenplanes“, des bisher ersten und einzigen seiner Art in Dorsten, dass Rhader Politiker im Rat der Stadt Dorsten sich sehr wohl auch als Vertreter der Interessen ihres Ortsteils durchsetzen können. Er sollte bald große Bedeutung für gesamt Dorsten bekommen. Nach dessen Vorbild wurde die Erarbeitung eines Stadtentwicklungsplanes (Integriertes Arbeiten; die Lebensthemen wie Infrastruktur, Verkehr, Demografie etc. werden zusammen gesehen) initiiert.
Nach intensiven Arbeitstreffen mit Diskussionen und Abstimmungen konnte das in der Auftaktveranstaltung August 2015 gebildete Organisationsteam am 15. Februar 2016 in einer ersten öffentlichen Versammlung rund 100 Bürgerinnen und Bürgern von Rhade und dem Bürgermeister seine Vorstellungen zu Zielen, Inhalten und auch Regeln für das gemeinsame Miteinander vorstellen.
Schnell wurde man sich einig, dass die Art zukünftiger Versammlungen, verbunden mit den gemeinsam gefundenen Zielen, als Forum (Wikipedia: Forum (Kultur),ein realer oder virtueller Ort, wo Meinungen untereinander ausgetauscht werden können, Fragen gestellt und beantwortet werden können.) verstanden werden sollte. Das Bürgerforum Rhade war gegründet.
Nachdem sich inzwischen in allen 11 Dorstener Stadtteilen ähnliche Veranstaltungen etabliert haben, ist es jedoch nur in Rhade gelungen, sich durch einen Versammlungsbeschluss auf ein Selbstverständnis und Regeln zu verständigen. Und nur in Rhade erfolgt eine Protokollierung der Veranstaltung mit Beschreibung der Themen und gestellten Fragen. Die Protokolle werden zeitnah auf der Internetseite „Rhade.de“ unter „Bürgerforum“ veröffentlicht. Mehr Öffentlichkeit geht wohl nicht.
Die Spuren und Ergebnisse von inzwischen 13 Foren in Rhade sind umfangreich. Ideen wurden zu Projekten, deren sich dann gemeinwohlinteressierte Bürgerinnen und Bürger, vereint in Arbeitsgruppen, angenommen hatten und mit Intelligenz und Tatkraft Ergebnisse erzielt haben:
Ohne das Bürgerforum hätte es wohl 2017 keine 800-Jahr-Feier gegeben. Die Ideen, in einer Arbeitsgruppe des Forums entstanden, führten dank großer Unterstützung durch die RUG und den Heimatverein zu einem einzigartigen Event, das in den Abendstunden des 24. Juni und am 25. Juni von rund 1.000 begeisterten Personen zu einer fröhlichen Begegnung der Generationen genutzt wurde.
Die Schutzhütte für Wanderer und Fahrradfahrer am Vorwerk, 4 informative und attraktive Infotafeln über Rhade (Ortseingang Erler Straße, Bahnübergang Schlehenweg, Bahnhof, Schutzhütte), die Verbindung der 100-Schlösser-Fahrradroute“ im Norden und der „Römer-Lippe-Route“ im Süden durch die neue „Rhade-Lippe-Fahrradroute“, die ersten Erfolge und weitere beabsichtigte Verbesserungen rund um die Verkehrssicherheit Lembecker Straße sind deutliche Belege für die Chancen und Möglichkeiten, die sich im Zusammenwirken vieler Beteiligter ergeben können. Und dass sich im Frühjahr eine kleine Arbeitsgruppe aus Unternehmern, sachkundigen Bürgern und privat interessierten Personen mit der Notwendigkeit eines Breitbandanschlusses von Rhade beschäftigte, führte in der Veranstaltung im Juli 2017 zu einem intensiven Gedankenaustausch mit verantwortlichen Vertretern der Stadtverwaltung. Damit wurde der späteren Entscheidung der Stadt, mit der Deutschen Glasfaser einen Rahmenvertrag zum Bau eines Glasfasernetzes auch für Rhade zu schließen, ordentlich Vorschub geleistet.
Der Rat der Stadt Dorsten stärkte bereits im Jahr 2017 die Arbeit der Stadtteilforen, in dem sie einen Bürgerfond zur Unterstützung gemeinwohlorientierter Projekte ins Leben rief. Das Bürgerforum Rhade erhielt als erstes Dorstener Forum im März 2017 die Zertifikatsurkunde der Stadt Dorsten. Damit entscheidet jeweils die Versammlung des Bürgerforums Rhade über die Freigabe beantragter Mittel für derartige Projekte in Rhade.
Die 800-Jahr-Feier, unsere Gemeindebibliothek zur Verbesserung ihres Angebotes mit Spielen zur Erweiterung der Kenntnisse in der englischen Sprache und zur allgemeinen Sprachförderung, die Mitnahmebänke und nicht zuletzt die Anschaffung einer professionellen Audio-/Videoanlage im CMH konnten damit unterstützt werden.
Informative Referate von professioneller und verantwortlicher Seite runden das Bild ab und zeigen für die Zukunft auf, welche Möglichkeiten ein Forum für alle Bürgerinnen und Bürger bieten kann. So wurde der aktuelle Demografieprozess der Stadt Dorsten ebenso vorgestellt wie auch der Klimaschutzplan, die Marketingoffensive Hohe Mark mit Chancen für Rhade wurde veröffentlicht und diskutiert und die WINDOR stellte sich mit dem Thema „Auftrag + Wirken für Dorsten“ vor.
Das Orgateam des Bürgerforums Rhade schaffte es auch, frühzeitig WINDOR mit der Vorstellung von Plan und beabsichtigter Umsetzung des Baugebietes „Alter Sportplatz“ nach Rhade zu holen. Auch die Einbindung in das neue Spielplatzkonzept Rhade der Stadt Dorsten war mit Vorstellung, Diskussion und Abstimmung zu wichtigen noch offenen Fragen erfolgreich.
Den gemeinsamen Anstrengungen von Rhader und Lembecker Politikern und auch involvierten Personen beider Stadtteilforen ist es zu verdanken, dass ein schon lange gehegter Wunsch nach intensiver Unterstützung und Entwicklung des Dorstener Nordens jetzt Realität werden kann. Der Dorfentwicklungsprozess für Rhade ist gestartet.
Aus dem Rahmenplan Rhade, den gesammelten Projektideen der zurückliegenden 13 Bürgerforen, den Ergebnissen der Arbeitsgruppe „Rahmenplanung/Verkehr“ unseres Forums, den Erkenntnissen des Workshops Bürgerforum Rhade vom 4.11.2019 - der unter dem Motto „Reflexion, Diskussion und Aufzeigen neuer Ideen für die kommenden Jahre“ stand - sowie den geäußerten Wünschen zahlreicher Rhader Bürger, die sich an der Online-Befragung im Oktober 2020 beteiligt haben, gilt es jetzt die Projekte zu entwickeln, die mehrheitlich für Rhade als geeignet gesehen werden, um unseren liebenswerten Stadtteil auch zukünftig in einem gesicherten ökologischen und ökonomischen Umfeld lebenswert zu erhalten.
Es ist sicherlich nicht gewagt zu behaupten, dass diese große Herausforderung die Arbeit des Bürgerforums Rhade in den kommenden Jahren fordern und prägen wird.
Diese Aufgabe kann nur dann erfolgreich geleistet werden, wenn es gelingt, quantitativ und qualitativ die Beteiligung der Rhader Bürgerinnen und Bürger auf ein neues Niveau zu heben. Projekte wollen entwickelt und bearbeitet werden. Dazu wird so mancher Kopf, aber sicherlich auch manche Hand benötigt. Aber dieser Einsatz lohnt sicherlich, kann doch in diesem Projekt so manches attraktive Thema auch für die kommende Generation ermöglicht werden.
5 Jahre Bürgerforum konnten sicherlich aufzeigen, welche Chancen gebündelter Bürgerwille im Dialog mit der Stadtverwaltung haben kann. Es liegt an uns allen, diese Chance auch weiterhin zu nutzen.
Dorsten, Dezember 2020
Orgateam Bürgerforum Rhade