Tor zum Münsterland, Brücke ins Ruhrgebiet

Der letzte Dank galt Petrus

Lembeck. 1200 Gläubige besuchten am Sonntag den Festgottesdienst zur Gründung der Seelsorgeeinheit im Lembecker Schlosspark. Wider alle Wettererwartungen blieb es trocken.

 

Der letzte Dank nach zwei Stunden Gottesdienst mit Weihbischof Dieter Geerlings galt Petrus und 1200 Gläubige sandten lauten Applaus hinterher: Dafür, dass es wider alle Wettervorhersagen nicht regnete beim Gründungsgottesdienst für die Seelsorgeeinheit im Dorstener Norden. So konnten Gäste aus allen fünf Gemeinden im Lembecker Schlosspark trockenen Fußes den Weg in eine gemeinsame Zukunft einschlagen.

Gegen 8 Uhr trafen die ersten ein und wischten den Regen der Nacht von 220 Bierzeltbänken und 150 Plastikstühlen. Gläubige zogen zu Fuß oder mit dem Rad sternförmig aus allen Gemeinden zum Schloss. Der Parkplatz dort war rasch überfüllt, die Limousine von Weihbischof Geerlings schob sich durch den Strom der Gläubigen in den Schlosshof. Ein Doppelpavillon bot der Blasmusik Wulfen trockene Sitzplätze, der Altar unter einer Bierzeltplane. Hinter den Sitzreihen war ein Getränkestand aufgebaut. Hinten saßen auch die Kirchenchöre der fünf Gemeinden, die gemeinsam agierten.

Bischof, Seelsorgern und Messdienern aus allen fünf Gemeinden zogen um zehn Uhr Fahnenabordnungen von Vereinen und Verbänden in den Park ein. KAB und Kolping, Landfrauen und -jugend, Feuerwehren, Heimat- und Schützenvereine, um nur einige zu nennen. Ein 200 Meter langer Zug, zugleich eine Demonstration des Engagements und der Vielfalt, den dieser Zusammenschluss von über 15 000 Katholiken beinhaltet. „Ein schönes Bild, Euch alle hier zu sehen“, begrüßte Pfarrer Alfred Voss schließlich die Gäste. Dass so viele trotz des unsicheren Wetters gekommen sind: „Vielen ist es wichtig, wie sich Kirche in der Stadt darstellt und in ihr wirkt“, so Voss.

In seiner Predigt nannte Weihbischof Geerlings das Motto („Mit einer Hoffnung gemeinsam auf dem Weg“) anspruchsvoll. Denn was mit der Seelsorgeeinheit geformt werde, sei ebenso anspruchsvoll „und vielleicht nicht ganz einfach.“ Mit der Hoffnung stellten sich die Katholiken im Dorstener Norden der Herausforderung. „Sie haben sich nicht einfach der Enttäuschung überlassen über die Entwicklungen in der Kirche.“ Die Seelsorgeeinheit werde kein einfacher Prozess. Es gebe Vorbehalte und offene Fragen, aber auch Chancen, so der Weihbischof. Auf dem Weg dorthin wünsche er „viel Fantasie, Experimentierfreudigkeit und Geduld“.

Während der Fürbitten formten Gläubige aus schematischen Darstellungen der fünf Gemeinden ein Kreuz – das künftig das Logo der Seelsorgeeinheit sein wird. Bischof Geerlings verlas die neuen Ernennungen der Seelsorger und die Gründungsurkunde des Bischofs. „Und damit ist diese Seelsorgeeinheit errichtet.“

Nach dem Gottesdienst sprach Bürgermeister Lambert Lütkenhorst ein Grußwort. Mit der Einheit könne „ein wunderschönes, neues Mosaik entstehen. Mit einer Kirchenleitung, die die Menschen ernst nimmt.“

Einige „Splitter“ rund um den Gottesdienst:

Schneller als erwartet bekommt das Team der Seelsorgeeinheit Verstärkung: Der gebürtig aus Polen stammende Kaplan Pawel Czernecki (30) wird Anfang August aus dem Trio Alfred Voss, Christian Woelke und Jürgen Zahn ein Quartett machen. Czernecki zieht ins Pfarrhaus Wulfen, war vor einigen Tagen schon dort und hat sich die Räume angesehen. Der Kaplan ist 30 Jahre alt, lebt schon länger in Deutschland und war zuletzt in Ostwestfalen tätig.

Weihbischof Geerlings gab sich in seiner Begrüßung ironisch: Während Voss am Vortag noch sicher an schönes Wetter gelaubt habe, sei er skeptisch gewesen, dass es trocken bleibt. Geerlings angesichts des blauen Himmels: „Der Glaube ist hier stärker als der in Münster.“

Während des Gottesdienstes sollte für jede Gemeinde eine Kerze mit dem Logo der Seelsorgeeinheit angezündet werden – ein schwieriges Unterfangen bei kräftigen Boen. Kommentar von Alfred Voss: „Aber Wind ist auch ein Zeichen des heiligen Geistes.“

Ein etwas kleineres Modell dieser Gemeindekerzen ging an die Gastgeber: Graf Ferdinand von Merveldt und seine Frau Catherine hatten den Schlosspark bereit gestellt für den Festgottesdienst.

Eine Besucherin und eine Messdienerin mussten während des Gottesdienstes notärztlich behandelt und vom Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Pfarrer Voss schloss Genesungswünsche für die beiden ins Schlussgebet mit ein.

Am Ausgang verteilten Messdiener kleine Zettel mit dem Schlussgebet zur Gründung der Seelsorgeeinheit zum Mitnehmen. Darin heißt es: „Wir brauchen Menschen, die zuhören können, Menschen, die Frieden stiften, Menschen, die Einheit und Gemeinschaft schaffen.“