Tor zum Münsterland, Brücke ins Ruhrgebiet

Ein Storchenpaar – dank Pferdemist

Rhade. Pferdemist könnte das entscheidende Detail gewesen sein: Nachdem der vor ein paar Wochen eingebaut wurde in die runderneuerte Rhader Nisthilfe für Störche, hat sich nun tatsächlich ein AdabarenPaar niedergelassen in den Rhader Wiesen, in Dorstens zweitgrößtem Naturschutzgebiet. „Die beiden haben schon versucht, ob sie den Nachwuchs fördern können“, erzählt Manfred Hinzmann vergnügt.

Schon vor fünf Jahren – im Februar 2006 – hat der Heimatverein auf einer Wiese am Westerfeldweg eine Stange aufgerichtet, ein altes Wagenrad drauf montiert. Und seitdem vergebens gewartet auf Störche, um es den Hervestern gleich zu tun mit ihrer Werner-und-Luise-Story. Zwar haben sich immer wieder einzelne Vögel dort blicken lassen. Geblieben sind sie alle nicht.

Bis den Rhadern dämmerte, dass sie damals womöglich einer falschen Bauanleitung aufgesessen sind. Unter Regie von Josef Köllmann haben ein paar Bauherren darum Anfang März die zuvor arg spartanisch ausgestattete Nisthilfe neu aufgebaut: Kaninchendraht auf Wagenrad, Stahlgestell (VA rostfrei), Weidenruten, Schilf, Reisig, schließlich bilden trockener Pferdemist und Moos den wärmenden Nestboden.

Und siehe da: Es klappt. An einem Mittwoch Anfang März aufgestellt, saß schon zwei Tage später ein Storch auf dem Horst in zehn Metern Höhe. Spätestens seit Sonntag scheint nun ein Paar auf der idyllischen Wiese am Rhader Bach zu Hause zu sein.

Damit ist zugleich klar: Am Standort der Stange selbst kann es nicht gelegen haben, dass bislang keine Störche heimisch werden wollten. Die Rhader Wiesen seien „mit Sicherheit“ als Brutrevier geeignet, sagt Niels Ribbrock von der Biostation in Lembeck. Das Areal, seit 1989 Naturschutzgebiet, 2009 um kleine Ergänzungen auf 210 Hektar Fläche erweitert, wurde teils künstlich als Feuchtwiesengebiet entwickelt.

Ideal für den Storch, der hier genug Futter findet. Just unter der Storchenstange liegen zwei kleine, von Naturfreunden angelegte Tümpel. Mäuse gibt’s hier reichlich, dazu Frösche und anderes Kleingetier. Der Tisch ist reich gedeckt für ein Klapperpaar und möglichen Nachwuchs. 250 Kilo Kleinvieh verspeist eine Storchenfamilie in einer Saison.

Wenn es klappt mit der Brut, bekommt jemand Konkurrenz im Rhader Idyll und im Ringen um Aufmerksamkeit: Der große Brachvogel, mundartlich auch Tütebelle genannt, Europas größte Schnepfe (bis zu 60 Zentimeter lang, ein Kilo schwer, ein Meter Flügelspannweite), laut Roter Liste „stark gefährdet“, galt bisher als „Charaktervogel der Rhader Wiesen“. Diesen Titel trägt dann wohl bald der Storch.

Der noch namenlose Storch. Wenn es mit der Ansiedlung klappt, sollte das erste Paar Manfred und Maria heißen. Nach dem langjährigen Vorsitzenden des Heimatvereins und seiner Frau. Der aber wehrt lachend ab: „Um Himmels willen . . .“

Ein Hinweis an Zaungäste: Weißstörche siedeln zwar gern in der Nähe von Menschen und sind einigermaßen stressfest. Trotzdem gilt: Echte Naturfreunde halten Abstand, um die Tiere nicht zu verschrecken. In Lippramsdorf währte keimendes Storchenglück in diesem Jahr nur kurz: Freilaufende Hunde und Kinder, die gegen den Mast schlugen, haben den Adebar verscheucht. Also: Wer möchte, dass Rhade zum Storchendorf wird, respektiert Zäune und Tore am Standort des Nests.