Tor zum Münsterland, Brücke ins Ruhrgebiet

Louisa Oste (15) aus Rhade macht einen Schüleraustausch in den USA. Für die WAZ berichtet die Schülerin des St. Ursula Gymnasiums darüber

Louisa Oste (15) aus Rhade macht einen Schüleraustausch in den USA. Für die WAZ berichtet die Schülerin des St. Ursula Gymnasiums darüber

Eine kleine Amerikanerin

Vor meinem Auslandsjahr wurde ich gefragt, warum ich so jung einen Austausch mache und warum in die USA. Ich habe mich für die USA entschieden, um in einem gelben Schulbus zu fahren, eine High School zu besuchen und den „School-Spirit“ zu erleben. Um Football zu sehen, einen „Locker“ (Schulschrank) zu haben, los zu lassen und eine neue Kultur zu leben, englisch zu sprechen, zu denken und zu träumen.

Am 23. August 2012 ging’s los. Mit Vorfreude und mulmigem Gefühl ging es nach ein paar Abschiedstränen von Frankfurt nach Chicago und von Chicago nach Flint/Michigan. Ich wurde herzlich empfangen.

Meine Gasteltern Nancy (53) und Dwight Bartle (54) betreiben eine große Farm mit Ackerflächen. Mit in der Familie leben mein Gastbruder Brian (25) sowie meine Gastschwester Greete-Ly (16) aus Estland, ich bin Teil einer Doppelplatzierung, also zwei Austauschschüler in einer Familie.

Die Tage und Wochen sind wie im Flug vergangen, mein Englisch wurde schnell viel besser. Ich hatte mich integriert und wie alle anderen Familienmitglieder Rechte und Pflichten. Nach nur einer Woche ging es zum ersten Mal mit einem gelben Schulbus zur Schule. Meine High-School ist klein (400 Schüler), so dass ich schnell Anschluss gefunden habe. Auch meinen Locker habe ich schnell gefunden. Mein Akzent ist heute noch ein Grund zum Lachen.

Allmählich hatte ich mich an den Tagesablauf eines amerikanischen Teenagers gewöhnt. Täglicher Schulsport nach der Schule und Footballspiele ließen mich zum ersten Mal den „School Spirit“ erleben. Und die High School Bälle: „Homecoming“ war im Oktober, ich wurde von meiner Stufe als Repräsentantin erwählt und war in der Homecoming Parade.

Geschenke gab’s am 25. Dezember

„Thanksgiving“ haben wir mit einem riesigen Truthahn und der Familie verbracht. Weihnachten war wie in Deutschland, nur dass die Geschenke am Morgen des 25. Dezembers ausgeteilt wurden. Das war die Zeit, in der das erste Mal Heimweh aufkam.

Im März bin ich mit meiner Schule eine Woche in Washington DC gewesen. Vor dem Weißen Haus zu stehen, war unbeschreiblich. In den Osterferien hatte ich noch die Chance, nach New York City, Boston, zu den Niagara Fällen und nach Cleveland zu reisen. Die Entscheidung, ein Jahr im Ausland zu verbringen, war eine der besten meines Lebens. Ich habe so viel gelernt, erlebt und bin an allen Erfahrungen gewachsen. Meine Gastfamilie hier hat mir ein zweites zu Hause gegeben, ich könnte nicht glücklicher sein. Ende Juni bin ich wieder in Deutschland, es wird sehr schwer werden, alles hier zurückzulassen. Natürlich freue ich mich auf zu Hause, die letzten acht Monate haben mir definitiv geholfen, Sachen mehr zu schätzen.

Ich bin eine kleine Amerikanerin geworden, die Wasser mit Kohlensäure nicht mehr kennt, viele Hamburger isst, aber der ein typischer deutscher Eintopf fehlt. Wer hätte je gedacht, dass es mir einmal schwer fallen würde, Deutsch zu reden.

Mein Auslandsjahr ist ein Traum, der wahr wurde und ich kann nur allen danken, die mir diese Chance gegeben haben. Gerne bin ich bereit, allen Interessierten Schülern und Schülerinnen, die mit dem Gedanken spielen, ein Auslandsjahr zu absolvieren. weitere Infos zu geben.

Louisa Oste hat die Organisation YFU gewählt

Bevor ich die Reise antreten konnte, gab es viele Sachen zu erledigen: Zuerst die Wahl der Organisation. Es gibt eine sehr große Auswahl an Organisationen und ich habe mich für YFU (Youth For Understanding) entschieden. YFU ist eine erfahrene Organisation, gemeinnützig und vergibt viele Teilstipendien.

So habe auch ich ein kleines Teilstipendium bekommen. Nach dem Durchlaufen eines Auswahlverfahrens wurde ich aufgenommen und nach dem Ausfüllen von Platzierungsunterlagen begann die Gastfamiliensuche. Es gab eine verpflichtende Vorbereitungswoche, die ich Ende April in Mühlhausen verbracht habe. Nach dieser Woche war ich aufgeregter, besser vorbereitet und habe auch Anfang Mai meine Gastfamilie bekommen.

Die Betreuung von YFU ist super, es gibt hier drei verpflichtende Treffen und jeder Austauschschüler hat eine Ansprechperson. Für meine Eltern in Deutschland gibt es auf Elternabenden Gelegenheit zum Austausch

Louisa Oste