Tor zum Münsterland, Brücke ins Ruhrgebiet

Hardrock Café Rhade

Rhade. Wenn eine Gemeinschaft von Unternehmern eines Dorfes wie Rhade das 20-jährige Bestehen feiert, dann rechnet man mit Erbsensuppe und Blechbläsern. Das was die Rhader Gemeinschaft auf die Beine gestellt hat, das war hingegen eine Zeitreise in Sachen Musikkultur der 1960er und 1970er Jahre.

Die, die einst jung waren und den Aufbruch in neue Lebensformen wagen wollten, haben sich längst beim Marsch durch die Institutionen verlaufen und die meist rot lackierten Hörner abgestoßen. Doch wenn das Rockorchester Ruhrgebeat aufspielt, dann blitzt sie noch einmal auf, die gute, alte Zeit, die damals auch bei vielen Unternehmern im Verdacht stand, die Gesellschaft aus den Angeln zu hebeln.
Noch bevor der erste Ton das Zelt erfreute, stand fest: Das was uns heute nervt ist in spätestens zehn Jahren eben diese gute, alte Zeit. „With a little help from my friends“: Die Songs gaben Antwort, auf das, was da in Rhade brillant von den rund 30 altgedienten Rockern und jungen, ehrgeizige Popmusikern, verstärkt durch Bläser, Streicher und Kesselpauken, geboten wurde.
„Hat nur mit unseren Partnern und Freunden geklappt, die Sache“, sagt Heinz-Willi Niemeyer, der textsicher die Joe-Cocker-Hymne mitsingen konnte. Ja, der Heinz -Willi weiß auch noch, dass er früher seine Frau Gudrun hochheben konnte, damit sie die Stars sehen konnte. Könnte er heute auch noch, aber die Knie machen da nicht mehr so wirklich gut mit. . . „Come on and tell us all about what happened to you today. At the Hard Rock Cafe“: Carol Kings Hymne, die dazu geführt hat, dass überall auf der Welt mancher Bauch allzu knapp mit einem T-Shirt aus der Location bedeckt wird, lässt sich auf Rhade glänzend übertragen. „Mensch, lange nicht gesehen. Ist das Dein Sohn?“, waren Standardfragen im Vorfeld des Auftrittes, der pünktlich um 21 Uhr begann.
Nicht was an dem Tag geschah, sondern was das Leben so mit einem gespielt hat, war bei manchem Wiedersehen angesagt. In dem gut gefüllten Zelt entdeckt auch der Chronist eine Jugendliebe. Sie ist aus Kirchhellen angereist. Mit dem Gemahlsgatten. Immer noch bildhübsch. „The regulars you can’t keep away from the Hard Rock Cafe“. Alfred Weiß, Wirtschaftsföderer im Ruhestand, kann Luftgitarre spielen und Jörg Sothmann, Geschäftsführer des FC Rhade, hat den Rock’n Roll im Blut. „Come on down to where the spirit flows so free“. Matthias Feller, Herr der Zahlen bei der Sparkasse Vest und Dirigent einer Spielmannsgruppe, rockt.

Im Rhader Zelt ist nur die Musik „born to be wild“. Das Publikum, im Durchschnitt durch viele junge Zuhörer dann doch ewige 39 Jahre alt, feierte friedlich und als Verpflegung gab es keine Nachos oder sonstiges neumodisches Zeugs, sondern Mettwürstchen, kaltes Kotelett und frisches Bier. Gut so! Die Kreidler (die Harley von „Easy Rider“ Peter Fonda konnte sich damals niemand leisten) – hat lange der Klüngelskerl geholt und ob jemand seinen Rollator „Mister America“ taufen wird, bleibt abzuwarten. Die Musik dröhnt, es darf geraucht werden und...was riecht da so komisch? Einer mit langen, sehr grauen Haaren grinst, als er genüsslich an der etwas unförmigen Zigarette zieht. „Nee, nee. Nicht was Du denkst. Das ist lange vorbei. Auf dem Nachbarbauernhof hat einer nasses Heu angezündet. Da weht mal was von ins Zelt“, sagte der ehemalige Schulfreund.
Rock der Generationen auf dem Land. Mit dem Ruhrgebeat Rockorchester: „They will help keep your blues at day at the Hard Rock Cafe“. 20 ist für eine Unternehmergemeinschaft ein ganz schön hohes Alter. Da könnte man schon fast jährlich Geburtstag feiern. Vielleicht wieder mit Rockorchester Ruhrgebiet.