Der 20. Deutsche Mühlentag lockt trotz durchwachsenen Wetters zahlreiche Besucher in die beiden historischen Dorstener Mühlen in Deuten und Rhade. Die schlichte Technik begeistert die Besucher.
Der Deutsche Mühlentag wird in Dorsten gleich an zwei Stellen gefeiert: zwei funktionstüchtige Mühlen existieren im Stadtgebiet und zeigen im Detail, wie einst der wichtigste Nahrungsgrundstoff Mehl erzeugt wurde.
„Mir ist es ein persönliches Bedürfnis, das zu zeigen, was unsere Mühle hier in Deuten so besonders macht“, sagte Thomas Gerling, der das Amt des Müllers in der sogenannten Tüshaus-Mühle ausübt. Die Faszination der Deutener Mühle liegt ganz klar in der Vielzahl der zu bestaunenden Technik, die mit dem Backhaus des Heimatvereins eine nahezu perfekte Zeitreise in die jüngere Vergangenheit möglich macht. So wurde der Backofen schon früh aufgeheizt, um einen herrlich duftenden Bauernstuten zu backen, im Hintergrund rauscht der Mühlbach: Postkartenidylle vor der Haustür der Stadt Dorsten. Natürlich hat so eine Idylle ihren Preis, der nicht nur durch rührige Ehrenamtler gestemmt werden kann.
„So eine Sache wie der Mühlentag ist für uns eine der seltenen Gelegenheiten, etwas Geld zu verdienen. Schade, dass uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat“, so Thomas Gerling. In den Gruppenführungen, die der Müller vom Dienst am Mühlentag durch sein Reich vornimmt, wird sehr deutlich, wie beschwerlich es war, in der Vergangenheit die Ernährung der Bevölkerung sicher zu stellen.
„Aus fünf Zentnern Raps wurden gerade einmal 20 Liter Öl gewonnen“, sagt der Müllermeister. Vor der Mühle hatte der Heimatverein einen Infostand aufgebaut, und im Mühlengebäude waren gemütliche Kaffeetafeln eingedeckt. „Wir wollen ein offenes Denkmal präsentieren. Aus diesem Grund haben wir ja jetzt auch rund um das Mühlengebäude Licht und Platz geschaffen“, sagt Thomas Gerling. „Und auch der Wasserbereich ist so gestaltet, dass er zum Verweilen einlädt.“
Wie sieht die Situation in Rhade aus? Die Rhader Mühle am östlichen Ortseingang ist nicht minder idyllisch gelegen und hat den Vorteil, dass sie durch die Nahe Wohnbebauung mehr in das dörfliche Leben integriert ist als die Tüshaus-Mühle, die allerdings nicht nur mit ihren drei Funktionen – Kornmühle, Kraftwerk und Ölmühle – glänzen kann, sondern als frei stehendes Gebäude sehr imposant erscheint.
In Rhade sieht man die Dinge mit ähnlicher Gelassenheit wie in Deuten und konzentriert sich auf den Kern der Sache: Brauchtumspflege und Erhalt einer historischen Wassermühle durch einen tatkräftigen Kreis von engagierten Ehrenamtlern. „Der Heimatverein ist jetzt 30 Jahre alt und viele Dinge haben sich gewandelt“, sagt Christoph Höller. „Es hat sich eine Menge im Heimatverein getan.“ Die Rhader Mühle wurde im Jahr 2004 mit erheblichem Aufwand renoviert. Die Kosten beliefen sich auf rund 112 000 €. Das Mahlwerk allein kostete 41 400 €. Mit einer ordentlichen Muskelhypothek der Mitglieder des Heimatvereins wurde die Mühle zu einem Kleinod, die Technik und ländliches Leben eindrucksvoll präsentiert. Führungen, musikalische Darbietungen und deftiges Essen lockten die Besucher auf den Rhader Mühlplatz.
Der Mühlentag ist auf jeden Fall ein wichtiges Datum im Kalender der beteiligten Vereine, die so die Bedeutung und die Faszination ihrer Arbeit präsentieren können.
Jo Gernoth