Im Juli wollen FC und Sportfreunde Rhade zu einem neuen Großverein fusionieren. Die WAZ sprach mit den Vorsitzenden Heiner Overkämping und Georg Lammers über den Plan und die Vereinslandschaft
Das Dorf ist reich an Vereinen, vor allem für Sport: 19 Sportarten werden in Rhade angeboten, mehr als in anderen Ortsteilen. Dass nach zwei Jahren Vorarbeit mit den FC-Fußballern und den Sportfreunden zwei selbstbewusste Vereine am 26. Juli fusionieren wollen zu einem Großverein mit 1000 Mitgliedern (geplant sind drei Versammlungen im Schützenzelt), ist ein mutiger Schritt gegen den demografischen Wandel. Die WAZ sprach mit den Vorsitzenden Georg Lammers (Sportfreunde) und Heiner Overkämping (FCR) über die Bedeutung der Vereinslandschaft und über die Fusion. „Hurra schreit keiner. Das ist eine Vernunftsentscheidung”, sagt Lammers.
Zwei große Vereine – 400 und 600 Mitglieder stark – schließen sich zusammen. Warum?
Lammers: Der Anstoß kam vom Landessportverband, als der FC über den Bau eines dritten Platzes sprechen wollte. Doch statt der Finanzierungsberater kamen die Leute von der Abteilung Vereinsentwicklung und rieten, einen neuen Sportverein zu entwickeln: Lebensbegleitend, bürgerschaftlich engagiert, über den Sport hinaus. Dabei sollten mehr Vereine mitmachen, als nur wir. FC und Sportfreunde blieben am Ende übrig. Wir ergänzen uns, die Durchlässigkeit zwischen den Abteilungen wächst. Manchmal flachsen wir, dass wir am Ende tanzende Fußballer haben . . .
Damit ist kaum zu rechnen. Für die Mitglieder bleibt doch mehr oder weniger alles beim alten . . . ?
Overkämping: Ja, aber es wird immer schwieriger, Leute für den Vorstand zu finden. Ich werd’ in diesem Jahr 65, bin seit zwanzig Jahren im Vorstand aktiv und will zurück in die zweite Reihe. Ich hab’ schon etliche junge Leuten angesprochen. Aber wenn die sehen, dass die Alten immer weiter machen, dann springen die nicht an. Ich hab’ seit Jahren immer die selben Helfer.
Lammers: Mit der Fusion erreichen wir – Doppelmitgliedschaften abgezogen – 1000 Mitglieder. Eine Größenordnung, die eine hauptamtliche 400-Euro-Kraft ermöglicht, die sich um den Papierkram kümmert.
Es geht also darum, die Vereinsführung zukunftsfest aufzustellen?
Overkämping: Bei der letzten Generalversammlung des FC hat eine deutliche Mehrheit für den Zusammenschluss gestimmt.
Lammers: Trotzdem ist das eine reine Vernunftsentscheidung. Laut Hurra schreit keiner, weil sich auch Strukturen verändern. Es wird künftig weitgehend selbstständige Abteilungen mit festen Budgets geben.
Ein Verein ist auch ein Stück Heimat. Das gibt niemand gerne preis . . .
Oerkämping: Vor allem bei älteren Mitgliedern geht es um den Namen. Der neue Verein soll Spiel- und Sportverein – SSV – Rhade 1925 heißen: Nach 80 Jahren kommt plötzlich das FC weg und der Verein kriegt ‘nen neuen Vornamen.
Nicht nur der Name, auch das Domizil von Vereinen stiftet Identität.
Lammers: Die Sportfreunde haben den alten Sportplatz und der FC den Dahlenkamp. Der soll erweitert und Zentrum des neuen Vereins werden.
Overkämping: Wir brauchen hier den dritten Platz. Am besten mit Kunstrasen. Dann könnten wir auch noch Leichtathletik anbieten.
Welche Bedeutung haben die beiden Vereine für den Ort?
Lammers: Neben den Schützen sind wir klar die Hauptvereine in Rhade. Die Schützen sind aber nicht so oft aktiv . . .
Overkämping: Schütze sein ist leichter. Sport ist jedes Wochenende und viel Arbeit . . .
Lammers (lachend): . . . da ist jedes Wochenende ein Fest.
Overkämping: Wichtig ist aber die Zusammenarbeit aller Vereine. Da hilft einer dem anderen. Neulich brauchten wir am Sportplatz Fahnen. Ein Anruf bei der Schützen und schon waren sechs Masten aufgestellt. Darum sind Mehrfachmitgliedschaften hier so ausgeprägt.
Lammers: Ich bin ja alleine schon in sieben Vereinen.
Wie stark ist die Jugendarbeit Ihrer Vereine?
Overkämping: Sehr ausgeprägt. Wir betreuen rund 300 fußballbegeisterte Kinder und Jugendliche.
Lammers: Bei uns sind es ebenfalls 300 – aber verteilt auf viele Sportarten: Tischtennis, da haben wir richtig gute Teams und spielen in den höchsten Jugendliga. Unsere Jazz- und Modern-Dance-Abteilung hat sieben Formationen, drei davon in der Liga. Wir bieten Tai Chi, Pilates Badminton, Eltern-Kind-Turnen, insgesamt sind es 14 Sportarten. Bei uns findet fast jeder Möglichkeiten, seinem Sport nachzugehen.
Rhade musste mit Baugebieten immer wieder Neubürger integrieren. Welche Rolle spielen dabei Vereine?
Lammers: Es ist wie in jedem Dorf: Kein Zugezogener darf erwarten, dass die Rhader auf ihn zustürmen. Aber wenn einer etwas Interesse zeigt am Dorf und in einem Verein mitmacht, dann geht es ganz schnell. Dann hat keiner ein Problem, sich zu integrieren. Das münsterländische kommt natürlich durch, sagt ein Laufkollege von mir immer. Aber der ist Rheinländer.